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Impairment-Oriented Training
Schädigungs-orientiertes Training

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ABT  Arm-BASIS-Training

für Patienten mit schwergradiger Armlähmung

 

 

Das Ziel des Arm-BASIS-Training

Bei schwergradigen zentralen Paresen steht der Verlust der selektiven Innervationsfähigkeit im Vordergrund der funktionell relevanten Armfunktionsstörung. D.h., bei schweren Lähmungen können die einzelnen Muskeln entweder gar nicht mehr aktiviert werden, oder aber nicht mehr einzeln und gezielt. Ziel der Behandlung bei schwerer Lähmung sollte demnach die Wiedererlangung dieser Basis-Kompetenz 'selektive Innervation' für die verschiedenen Freiheitsgrade des Armes sein. Was heißt das?

Ziel der Therapie bei schwerer Lähmung nach einem Schlaganfall sollte es sein, wieder alle Muskelgruppen im Arm zu aktivieren und zwar so, dass sie einzeln und gezielt angesteuert werden können.

Unsere 'gesunden' Armbewegungen sind sehr komplex und erfordern ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Muskeln. Deswegen werden Armbewegungen erst wieder gut gelingen, wenn viele Muskelgruppen im Arm gezielt bei Bewegungen aktiviert werden können. Diese Kompetenz wiederzuerlangen, ist jedoch nicht als primäres Ziel der derzeit gebräuchlichen physiotherapeutischen Verfahren erkennbar. Viele Studienergebnisse sprechen dafür, dass das repetitive (wiederholende) Training selektiver Bewegungen in einzelnen Armabschnitten eine wirksame Trainingsstruktur bei schwergradigen Lähmungen darstellt. Das konnte z.B. für Arm-Robot-Therapie gezeigt werden.

Das von der Physiotherapeutin Christel Eickhof entwickelte Arm-BASIS-Training beübt systematisch und repetitiv (wiederholend) alle möglichen Armbewegungen. Denn nur wenn alle Bewegungsmöglichkeiten des Armes (z.B. Schultergelenksbewegungen, Ellenbogengelenksbewegungen, Handgelenksbewegungen, Fingerbewegungen) wieder möglich sind, kann der Am optimal im Alltag eingesetzt werden.

 

Die Wirksamkeit des Arm-BASIS-Training ist erwiesen

In einer größeren klinischen Studie wurde die Wirksamkeit des Arm-BASIS-Training überprüft. Es handelte sich dabei um eine einfach blinde, randomisierte kontrollierte Studie, bei der die Wirksamkeit einer Intensivierung der Armrehabilitation bei 60 Patienten mit schwerer Armlähmung nach einem ersten Schlaganfall untersucht wurde (Platz et al. 2005a). Die Patienten erhielten entweder die übliche Rehabilitationsbehandlung oder zusätzlich über 4 Wochen 5 x pro Woche 45 Minuten Armrehabilitation und zwar entweder als Arm-BASIS-Training oder als Armbehandlung nach dem Bobath-Konzept, einem Goldstandard der Physiotherapie nach Schlaganfall.  In der Studie führte nur eine zusätzliche Behandlung mit dem Arm-BASIS-Training zu einer stärkeren Erholung der selektiven Beweglichkeit des Armes.

Zudem konnte nur bei Patienten, die das Arm-BASIS-Training erhalten hatten, eine systematische Umorganisation im motorischen Kortex (Hirnrinde) mit der transkraniellen Magnetstimulation nachgewiesen werden (untersucht bei einem Teil der Studienpatienten) (Platz et al., 2005b).

In einer weiteren, größeren, einfach blinden multizentrischen randomisierten kontrollierten Studie sollte geprüft werden, ob die individualisierte beste konventionelle Therapie oder die schädigungsorientierte Therapie (IOT) in der Armrehabilitation nach Schlaganfall gleichwertig sind bzw. welche therapeutische Vorgehensweise ggf. überlegen ist (Platz et al., 2009). In diese Studie, an der 6 Studienzentren teilnahmen, wurde eine repräsentative Gruppe von Schlaganfallpatienten im subakuten Stadium eingeschlossen, die entweder eine leichte oder eine schwere Armlähmung hatten. Die Patienten wurden randomisiert in 3 Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe erhielt eine (passive) Luftschienentherapie, eine zweite die beste konventionelle Armrehabilitation und die dritte schädigungsorientiertes Training, entweder als Arm-Fähigkeits-Training (leichte Parese) oder Arm-Basis-Training (schwere Parese). Die motorischen Erholungsraten waren höher nach dem schädigungsorientierten Training (IOT), verglichen mit der besten konventionellen individualisierten Therapie. In der Studienpopulation erzielte die schädigungsorientierte Therapie eine Effektgröße von 1,51 nach dem Training. Verglichen mit der Effektgröße von 1,01 für die beste konventionelle Therapie ergab sich also eine differenzielle Effektgröße für die schädigungsorientierte Vorgehensweise von 0,5, was einen zusätzlichen Effekt von 50 % über der Vergleichsgruppe anzeigt. Die Studienpatienten mit schwerer Armparese hatten im Mittel 24,4 Fugl-Meyer-Punkte zu Beginn der Studie (Werte können zwischen 0 und 66 [normal] variieren). Nach 4 Wochen Therapie hatten die Patienten mit individualisierter bester konventioneller Therapie im Durchschnitt einen Zuwachs von 9,2 Punkten (35 % Verbesserung) erreicht, während die Patienten, die das Arm-Basis-Training erhielten, einen Zuwachs von 12,3 Punkten (52 % Verbesserung) erreichten.

 

Ausgewählte Literatur

  • Eickhof C. Die Grundlagen der Therapie bei erworbenen Lähmungen. Pflaum Verlag, München, 2001.
  • Platz T, Eickhof C, van Kaick S, Engel U, Pinkowski C, Kalok S, and Pause M.. Impairment-oriented training or Bobath therapy for arm paresis after stroke: a single blind, multi-centre randomized controlled trial. Clin Rehabil, 2005a; 19:714-724
  • Platz T, van Kaick S, Möller L, Freund S, Winter T, and Kim I-H. Impairment-oriented training and adaptive motor cortex reorganisation after stroke: a fTMS study. J.Neurol. 2005b; 252:1363-71.
  • Platz T. IOT Impairment-Oriented Training®. Schädigungs-orientiertes Training. Theorie und deutschsprachige Manuale für Therapie und Assessment. Arm-BASIS-Training®, Arm-Fähigkeits-Training®, Fugl-Meyer test (Arm), TEMPA. Deutscher Wissenschafts-Verlag (DWV), Baden-Baden, 2006.
  • Platz T, van Kaick S, Mehrholz J, Leidner O, Eickhof C, Pohl M.  Best conventional therapy versus modular Impairment-oriented training (IOT) for arm paresis after stroke: a single blind, multi-centre randomized controlled trial. Neurorehabilitation and Neural Repair 23:706-16, 2009.

 

Förderung

Die Wirksamkeitsprüfung des Arm-BASIS-Training wurde im Rahmen des Kompetenznetzes Schlaganfall durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert  

  

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